
Rostocker Personenschifffahrt Schütt
Die Ursprünge der Seefahrerfamilie und damit auch der Reederei Schütt geht auf den Rostocker Fritz Schütt zurück, der bereits 1932 den ersten Familienbetrieb gründete. Mit der kleinen Barkasse DIETER bediente er zwischen 1951 und 1954 zunächst die Strecke Kabutzenhof-Gehlsdorf. Ab 1954 wurde das Schiff im Werftverkehr zwischen der Neptunwerft und dem Betriebsteil in Gehlsdorf ausschließlich für Werftarbeiter und den sonstigen Berufsverkehr eingesetzt. Am 01.01.1977 machte sich sein Sohn Dieter Schütt selbstständig, übernahm die Reederei und das Schiff von seinem Vater und führte den Werftverkehr weiter. Dies geschah ohne vertraglichche Bindung an die Weiße Flotte, die zu damaliger Zeit von der SED-Regierung mit dem Personen- und Ausflugsverkehr beauftragt war. Seit 1990 wurden zunächst auch öffentliche kleine Hafenrundfahrten im Rostocker Stadthafen angeboten, da die Wende zu großen Umstrukturierungen und Stellenabbau bei der Neptunwerft führten und der Werftverkehr nicht mehr benötigt wurde. Im Mai 1991 kaufte Dieter Schütt dann ein eigenes Fahrgastschiff von der Weißen Flotte, die RECKNITZ (1982). Mit dieser Einheit wurden nun regelmäßig auch große Hafenrundfahrten unternommen, womit die Reederei im Ausflugsgeschäft Fuß fasste. Bereits 1993 wurde mit der ROSTOCKER 7 (1993) ein Neubau übernommen, der für Hafenrundfahrten ab Warnemünde eingesetzt wurde. An dieser Stelle beginnt die Besonderheit der Firmenstruktur. Das neue Schiff wurde für die Rostocker Personenschiffahrt »Rostocker 7« (Dieter & Olaf Schütt) in Dienst gestellt. Neffe Olaf Schütt wurde damit Teil der Reedereiführung. 1994 rief Schütt dann den Linienbetrieb zwischen Rostock und Warnemünde ins Leben. Bis heute bedienen die Schiffe der Reederei diese Strecke, die als „Strandlinie“ bekannt ist. Darüber hinaus bietet die Verbindung der Hansestadt und des Strandbades ein Alleinstellungsmerkmal neben den übrigen Ausflugsreedereien an der Warnow.
Im Jahr 1996 kam ein zweites TYP III-Schiff hinzu, das als KASPER OHM (1977) für die Personenschiffahrts GbR Dieter und Olaf Schütt in Dienst gestellt wurde. Im gleichen Jahr stieg auch Sohn Thomas Schütt in das Geschäft der Reederei ein, zunächst als Matrose, dann als Kapitän. 1998 folgte der zweite Neubau der Reederei: Die HANSESTADT ROSTOCK (1998) wurde auf der Lux-Werft in Niederkassel-Mondorf gefertigt. Von dieser Werft sollte die Reederei in den folgenden Jahren noch vier weitere Schiffe übernehmen. Registriert war auch diese Einheit zunächst für Dieter und Olaf Schütt. Im Jahr 2003 folgten gleich zwei weitere Neubauen aus Niederkassl-Mondorf. Während die MECKLENBURG (2003) für Dieter und Sohn Thomas Schütt registriert wurde, war Olaf Schütt Eigner der neuen ROSTOCKER 7 (2003). Somit bestand das Familienunternehmen nun bereits aus mehreren eigenständigen Reedereien. Mit die Indienststellung der neuen HANSESTADT ROSTOCK (2010), wiederum allein für Dieter Schütt registriert, wurde die alte HANSESTADT STRALSUND in KASPER OHM umbenannt und ging in den Besitz der Personenschifffahrt O.+K.+T. Schütt über: Neffe Olaf Schütt, Tochter Kathrin Schütt und Sohn Thomas Schütt. Mit dem Ausscheiden Dieter Schütts aus dem Familienbetrieb am 01.01.2018 ging die HANSESTADT ROSTOCK (2010) in den alleinigen Besitz von Tochter Kathrin Schütt über. Der letzte Neubau ROSTOCKER 7 (2019), der die zweite ROSTOCKER 7 ersetze, ist wieder für Olaf Schütt registriert.
Insofern ergibt sich, dass jedes der heutigen vier Schiffe für eine eigenständige Reederei Dienst tut. Dies spiegelt sich auch in drei unterschiedlichen Internetauftritten der jeweiligen Reedereien wieder: Neben der Fahrgastschifffahrt Thomas Schütt e. K. (MECKLENBURG) und der Rostocker Fahrgastschifffahrt Kathrin Schütt GmbH (HANSESTADT ROSTOCK) betreibt Olaf Schütt die Reederei Rostocker Personenschiffahrt
Inhaber Olaf Schütt e. K. (ROSTOCKER 7). Die KASPER OHM ist weiterhin für die Personenschifffahrt O.+K.+T. Schütt registriert. Und dennoch: Alle Schiffe führen die Reedereiflagge mit dem „S“ und bedienen die Strecke zwischen Rostock Stadthafen und Warnemünde. Daher werden alle Reedereien hier gemeinsam behandelt.
Quellen: Fahrgastschifffahrt Thomas Schütt e. K., Historie; Heinz Lange (2003) Rostocker Fahrgastschiffahrt von 1834 bis 2003, S. 174-182; Wolfgang Steusloff (2002) Küstenfahrgastschiffahrt in Mecklenburg-Vorpommern: zur Entwicklung der kleineren Reedereien seit 1990, S. 427, 431, 441-442.