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AG Reederei Norden-Frisia

Im Juli 1871 wurde die Dampfschiffs-Rhederei Norden gegründet. Der Schiffsverkehr zu den Inseln Juist und Norderney bestand bereits schon einige Jahre, spätestens seit diese Anfang bzw. Mitte des 19. Jahrhunderts zu Seebädern geworden waren. Da sich die Anreise über Emden, Leer oder Bremen sehr langwierig und mühsam darstellte und nicht zur Förderung der beiden Seebäder beitrug, rückte die kurze Verbindung nach Norddeich in den Fokus. Ziel war es, durch die Gründung der Dampfschiffs-Rhederei Norden den Verkehr zu den Inseln zu ordnen, zu zentrieren und durch die kurze und planbare Anreise attraktiver zu machen. Kurz nach der Gründung wurde die STADT NORDEN (1872) in Auftrag gegeben. Parallel wurde in Norddeich eine Landungsbrücke als Anleger für den Dampfer errichtet. Die Konkurrenz vor allem aus Emden und Leer blieb jedoch noch Jahre bestehen. Dies änderte sich erst mit dem direkten Bahnanschluss Nordens bzw. Norddeichs und der Fertigstellung des Hafens Norddeich im Jahr 1892. 

1893 hatten Norderneyer ein Konkurrenzunternehmen Norderneyer Dampfschiffs-Rhederei Einigkeit gegründet und brachten den Dampfer DEUTSCHLAND (1894) in Fahrt. Bereits nach einer Saison war klar, dass das Fahrgastaufkommen nicht ausreichte, dass zwei Reedereien parallel zueinander bestehen konnten. So wurde 1894 die Vereinigte Dampfschiffs-Rhederei Norden-Norderney gegründet. Doch auch diese wurde nach einiger Zeit von den Insulanern kritisiert. 1906 gründeten Norderneyer mit der Neuen Dampfschiffs-Reederei Frisia erneut ein eigenes Konkurrenzunternehmen. Diese erwarb in den Niederlanden zwei Dampfschiffe und taufte sie in FRISIA I (1903) und FRISIA II (1896) um. Wiederum wurde klar, dass nicht genug Passagiere transportiert wurden, um den Verkehr mit zwei Konkurrenzreedereien aufrechtzuerhalten. 1909 verständigten sich beide Reedereien auf einen Zusammenschluss unter dem Namen Reedereien Norden und Frisia. Der Juistverkehr war bereits 1908 in ein neues Unternehmen AG Reederei Juist abgetrennt worden. Die Reedereien Norden und Frisia blieben zunächst eigenständig. Durch den Ersten Weltkrieg kam der Bädertourismus zum Erliegen und damit auch die Fährverbindungen von anderen Häfen zu den beiden Inseln. Auch die Reedereien Norden und Frisia mussten noch enger zusammenrücken, sodass sich beide zum 1. Januar 1917 zur Aktiengesellschaft Reederei Norden-Frisia mit Sitz auf Norderney zusammenschlossen. 1920 ging in diesem Unternehmen auch die AG Reederei Juist auf. Knapp 50 Jahre nach der ersten Gründung der  Dampfschiffs-Rhederei Norden gab es nun ein Unternehmen, dass den Verkehr zu beiden Inseln noch heute federführend betreibt.

Seit 1935 erhielten nahezu alle Schiffe das Präfix „Frisia“ vor dem Schiffsnamen, auch ältere Schiffe wurden entsprechend umbenannt. Während des Zweiten Weltkrieges gingen die FRISIA VIII (1902) ex JUISt sowie die FRISIA IV (1906) ex HOHENZOLLERN verloren. Nach Kriegsende konnten durch zähe Verhandlungen die beiden Schiffe FRISIA IX (1892) und die FRISIA X (1935) zur Flotte zurückkehren. Im Jahr 1949 konnte die Reederei mit der FRISIA XV bereits den ersten Nachkriegsneubau in Dienst stellen, 1962 erfolgte mit der FRISIA VIII die erste Autofähre. In den Folgejahren bis 1980 wurden viele weitere Neubauten eingeflottet, die zu einem nicht unerheblichen Teil noch heute Bestandteil der Flotte sind. Einige, so z.B. die FRISIA I (1970) oder die FRISIA VI (1968), wurden dabei mehrfach und grundlegend umgebaut. Grund dafür war die zunehmende Ausrichtung auf den Autoverkehr, da seit 1972 sowohl in Norddeich als auch auf Norderney entsprechende neue Rampen errichtet worden waren. 1982 folgte die Fertigstellung des Juister Hafens und damit das Ende der Juister Inselbahn.

Seit dem Jahr 2000 hält die Reederei Anteile an der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum GmbH, die damit zum strategisch wichtigen Partner wurde. Mit der Indienststellung der FRISIA IV begann 2002 das Zeitalter der Doppelend-Fähren im Norderney-Verkehr. Zudem hat das Unternehmen heute mehrere Tochterfirmen wie die FLN Frisia-Luftverkehr GmbH Norddeich (Inselflieger), die Cassen-Tours Cassen Eils & Frisia Touristik GmbH (Inseltouristik), Cassen Eils & Frisia Touristik (Inselexpress), Frisia-Offshore GmbH und weitere. Mittlerweile wird der Verkehr nach Norderney und Juist unter dem Namen Inselfähre vermarktet. 2020 stieg das Unternehmen zudem in das Geschäft mit kleinen Mini-Fähren ein. Dieses wurde durch die INSELEXPRESS 1 (2022) um einen größteren Wasserbus erweitert. Dem Wunsch nach immer kürzeren Fahrzeiten entsprach die Reederei zudem mit einem Versuch, bei dem der Katamaran ADLER RÜM HART (2019) der Wyker Dampfschiffsreederei eingechartert und zwischen Norddeich und Norderney eingesetzt wurde. Daraus resultierte letztlich die Bestellung des Katamarans FRISIA E-I (2024). Damit stellte das Unterehmen nicht nur das erste vollelektrische Seeschiff an der deutschen Küste in Dienst. Die FRISIA E-I wird ferner im Hafen von Norddeich mit Strom geladen, der durch Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern der eigens hierfür überdachten Parkplätze für die Inselgäste gewonnen wird. 

Quelle: AG Reederei Norden-Frisia, 150 Jahre Reedereigeschichte

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